Copyright ©
Alle Rechte vorbehalten. Rev. 1.0 - 23.10.2002 HUMOR !!IM Hans Müller mit scharfer Zunge über Diemer und GunderamDiemer, der unermüdliche Verfechter des Blackmar-Gambits, veröffentlicht in dem Blatt
der Blackmar-Gemeinde eine unterhaltende linguistische Studie, die wir unseren Lesern nicht
vorenthalten wollen. Man lese, staune, und lächle!
Hier bemerkt der Analytiker, daß die eingedrungene Bauernspitze bei der Stellung des Randbauern h5 "... an Bedeutung gewonnen hat". Den Beweis für diese tiefsinnige Bemerkung bleibt uns der Mann mit dem rebellierenden Schachgefühl jedoch schuldig.
Die strategische Lage (der rechte Flügel des Anziehenden ist festgelegt und geschwächt, ohne daß Weiß hierfür eine Kompensation in der Mitte erhält) scheint Gunderam nicht zu interessieren, da ja die Mitglieder der Blackmar-Gemeinde laut ihrem Propheten Diemer schon vom ersten Zug an auf matt spielen müssen. 7. ... Sd5 Durchaus nicht erzwungen, da dem Schwarzen die starke Fortsetzung 7. ... Sfd7 zur Verfügung steht. Zum Beispiel: 8. f:e4 e5! 9. d:e5 Sc6! oder 8. S:e4 e5! 9. d:e5 Sc6; in beiden Fällen hat Schwarz das bessere Spiel erlangt, was bei der schwachen Partieanlage des Anziehenden nicht verwunderlich ist. 8. S:e4 e6 9. c3 ... Hier erwähnt Gunderam, daß die alte Spielform 5. g4 Lg6 6. g5 Sd5 7. S:e4 e6 8. c4 Se7 9. Sg3 Sbc6 10. Le3 Sf5 11. S:f5 L:h5 12. Lh3 L:h3 13. S:h3 (bis hierher folgen wir einer Partie Tartakower - Simonovich) durch die von uns stammende Umgruppierung 13. ... Se7! 14. O-O Sf5 15. Lf2 Le7 16. f4 c6 17. Dd7 g6 widerlegt wird. Zu dem Zug 9. c3! (Das Ausrufezeichen stammt von Gunderam!) bemerkt dieser, "daß er beim besten Willen für Schwarz nichts entdecken kann". Weiß wird die lange Rochade anstreben; er kann sich "ungehemmt entfalten, wobei ihm Züge wie Sge2, Ld3 nebst Dc2, De2, Lb5 (nach Sc6) und Lg2, eventuell auch Lc4, zur Verfügung stehen." "Bei späterem eventuellen c4 findet der weiße König nach Lb4+ (ein bekannt schlechter Zug!) ein gutes Plätzchen!" Gunderam schließt seine Analyse mit den bezeichnenden Worten: "Es ist unmöglich, weiter zu detaillieren; Weiß hat zweifellos die aussichtsreichere Partie erlangt." Da der Analytiker Gunderam bei "bestem Willen" für Schwarz nichts entdecken kann, sei es gestattet, für unsere den Kopf schüttelnden Leser eine kleine Stellungsanalyse vorzunehmen: Tempomäßig ist Schwarz dem Gegner um zwei Züge voraus. Was die Bauernstellung betrifft, ist der rechte Flügel des Anziehenden geschwächt und festgelegt. Eine "dynamische" Aktion (c3-c4) würde nur das weiße Zentrum schwächen. Demnach steht dem Anziehenden ein erfolgversprechender Operationsplan nicht zur Verfügung. In einer wesentlich günstigeren Lage befindet sich der Nachziehende: er wird nach 9. ... Sd7 10. Ld3 seine strategisch bessere Stellung sowohl mit 10. ... e5 als auch mit 10. ... c5 verstärken können.
Daraus erhellt, daß in der zweiten Diagrammstellung nicht Weiß (wie Gunderam irrtümlich annimmt), sondern Schwarz überlegen steht. Gunderams humorvoller Versuch, die "Wiener Verteidigung" (4. f3 Lf5) mit einem Kaffeehausangriff "im Stile Diemers" zu widerlegen, darf daher als gescheitert betrachtet werden. Hans Müller (Grammatikfehler korrigiert, Stilistik und Formatierung entsprechen der Quelle, Foto hinzugefügt - Anm. d. A.) Ergänzungen d. A.:
Copyright © 1956 Österreichische Schachzeitung, All Rights Reserved. |