Emil-Joseph D i e m e r, Fußbach-Gengenbach
sorgte für eine schachsportliche Sensation. Vor 5 Jahren, mit 67 Jahren, stieg er aus dem
Meister-B-Turnier des Badischen Schachverbandes ab. Der badische Schachmeister, der seit Okt.
1965 im Kreispflegeheim Bermersbach ist, meinte, am Ende seiner Schachlaufbahn zu sein, die 1931
in Baden-Baden begann.
Darum nahm er in den nächsten 3 Jahren am Seniorenturnier teil. In Leimen wurde er
Seniorenmeister, in Zell a.H. und in Ketsch jeweils Zweiter. Voriges Jahr versuchte er in
Schonach aus dem Hauptturnier wieder den Aufstieg ins Meister-B-Turnier zu schaffen. Er begann
das Turnier bereits krank, schaffte trotzdem noch 4 Punkte aus 8 Partien und mußte dann
mit einer doppelseitigen Lungenentzündung ins Krankenhaus Gengenbach gebracht werden. Nach
6 Wochen war er wider aller Erwartungen wieder gesund. Das verdankt er vor allem seinem täglichen
5-km-Marsch nach Gengenbach, was ihm schon vor Jahren den Titel eines "Marschierers der
Bundesstraße 33" einbrachte. Also körperlich absolut fit versuchte er vor kurzem
in EBERBACH/Odenwald von Karfreitag bis Weißen Sonntag nochmals sein Glück.
Und er schaffte das Unwahrscheinliche. In der Gruppe 3 von insgesamt 5 Hauptturnieren, mit 32
Teilnehmern, denen er 40, 50, ja sogar 55 Jahre vorgab, kam er zusammen mit dem 17-jährigen
Nehlert aus Lahr auf den 1. und 2. Platz mit 8 aus 11 möglichen Punkten (+7, -2, =2). Die
ersten Drei aus diesen 5 Turnieren schafften den Aufstieg ins Meister-B-Turnier, das nächstes
Jahr in Waldshut stattfindet. Also in der Schachgeschichte eine beispiellose Sensation, daß
ein 72-jähriger Meister sozusagen wieder von vorne beginnt, seine zweite Schachjugend erlebt!
Wie er unserer Redaktion sagte, wollte er damit auch vor allem allen alten Menschen ein Zeichen
geben, ein Beispiel, daß jeder nur so alt ist, wie er sich fühlt. Kein Zufall, sondern
ein ZU-fall, daß z.B. Bubi Scholz auch einmal am Ende zu sein schien, aber nicht aufgab
und allen Gewalten zum Trotz dann doch noch ein ganz großer Boxmeister wurde.
Warum konnte Meister DIEMER diesen unerwartet großen Erfolg bringen? Nun, dazu trug
natürlich entscheidend seine große Erfahrung in zahllosen Schachturnieren bei.
Aber dazu kommt noch etwas: seine völlig n e u e Art SCHACH zu spielen,
nämlich vom e r s t e n Zug an auf MATT! Er hat darüber
auch ein Buch geschrieben mit diesem Titel, das in der ganzen Schachwelt, selbst auch in der
Sowjetunion bekannt ist, und kürzlich in 3. Auflage erschienen ist bei Rudi SCHMAUS in
Heidelberg.
Redaktion der ROCHADE
(Orthographie angepaßt, Stilistik und Formatierungen der Quelle belassen -
Anm. d. A.)
Ergänzung d. A.:
Die richtige Schreibweise des Namens ist nur "Emil Joseph Diemer" - kein Gedankenstrich
(gemäß Auskunft des Standesamtes Radolfzell).