Zu Ehren des Altmeisters Emil Joseph Diemer und anläßlich des 70. Geburtstages dieses
großen Kämpfers brachte die ROCHADE - eine Verlustpartie!
Paul Schlensker berichtet nachfolgend über seine erste Begegnung mit Diemer... und einen
Schach-Krimi:
Bei einem Mannschaftskampf 1951 in Fankfurt a.M.-Höchst traf ich zum ersten Mal auf Emil
Josef Diemer. Obwohl Selbstvertrauen sonst nicht meine Stärke ist, ging ich sehr siegesgewiß
in diese Begegnung. Der Grund dafür lag in Diemers Einseitigkeit. Ich wußte genau,
welche Ziele er anstreben, welche Eröffnung er wählen würde, und konnte mich
darauf einstellen. Außerdem liebe ich den offenen Kampf.
In der Politik wie auch sonst im menschlichen Zusammenleben ist Einseitigkeit eine schlimme Sache.
Ich halte nichts von der Meinung, nur die CDU oder umgekehrt die SPD könne Deutschland
retten, ganz zu schweigen von jenen, die auf der einen Seite den Kommunismus oder gar das
Judentum, auf der andern den Kapitalismus für alle Übel dieser Welt verantwortlich machen
wollen. Im Schach jedoch (ebenso in manchen Bereichen der Kunst und des Geisteslebens) kann
Einseitigkeit etwas Gutes sein.
(Paul Schlensker †)
Diemer verkündete damals den Grundsatz: "Spiele vom ersten
Zuge an auf Matt!". Natürlich gibt es viele Arten, gut Schach zu spielen. Diemer hat
jedoch mit seinem Prinzip dem Schach viele Freunde gewonnen und sich eine regelrechte "Gemeinde"
geschaffen. Nicht jeder hat ja das Zeug dazu, Großmeister zu werden. Der "kleine"
Schächer will vor allem Freude an seinen Partien haben, und das erreicht man mit einem
ideenreichen, kombinationsfreudigen Stil bestimmt eher als mit noch so ausgefeilter Technik.
Außerdem hat Diemer die Genugtuung erlebt, daß sein Gambit, jahrelang von allen
Experten verdammt, inzwischen als vollwertige Eröffnung anerkannt ist, an der kein Theoretiker
mehr vorbeigehen kann. Es stimmt übrigens nicht, daß sie noch nie in einer
Großmeisterpartie vorgekommen wäre. In der Begegnung Spassky - Dr. Filip,
Kandidatenturnier Amsterdam 1950, kam es mit Zugumstellung zum Blackmar-Diemer-Gambit. Spassky
wählte allerdings nicht die schärfste Fortsetzung und erreichte nur mit Mühe Remis.
Hier nun dieser Schach-Krimi, von Paul
Schlensker ausführlich kommentiert: