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Echelon

Aufbau und technische Hintergründe




Echelon ist ein grösstenteils automatisiertes globales Netzwerk aus verschiedenen technischen Einrichtungen und Systemen zur Überwachung von internationalen Kommunikationsverbindungen, wie z.B. Satelliten, Mikrowellenradio und Glasfaserkabeln. Der dabei verwendete Kommunikationstyp bzw. Protokoll (e-mail, Fax, Telefon) ist unerheblich. Pro Minute können so mehrere Millionen Kommunikationsverbindungen abgehört werden. [7] Das Netzwerk funktioniert nach den selben Prinzipien wie das Internet (TCP/IP) und verbindet alle Abhörstationen mit dem Computersystem der NSA (Platform). Darin existieren mehrere verschlüsselte Kommunikationssysteme, wie z.B. ein Nachrichtenaustauschsystem (Newsdealer), ein TV Konferenzsystem (Gigster) und ein e-mail-System. Das e-mail-System funktioniert und sieht genauso aus, wie übliche Internet-e-mail, ist aber natürlich vom öffentlichem Netz getrennt. Ausserdem existiert ein System zur Anzeige von gewonnenen Daten (Intelink), das 13 unterschiedliche US-Nachrichtenagenturen und einige andere Agenturen des UKUSA-Vertrages verbindet. Dieses System sieht genauso aus wie WWW und es werden Standard-Browser verwendet. Authorisierte Mitarbeiter mit der entsprechenden Zugangserlaubnis können auf eine Weltkarte und dann auf jedes Land klicken um Reports, Videoclips, Satellitenphotos, Datenbanken und Statusinformationen zu erhalten. [4] Die Quellen dieser Informationen werden im folgenden erläutert.

Satelliten

Ein Großteil moderner Kommunikation wird über Internationale Telekommunikationssatelliten (Intelsats) abgewickelt. Sie werden von den Telecoms der meisten Länder benutzt. Ein Ring von Intelsats ist rund um die Erde in einer geostationären Bahn über dem Äquator positioniert. Sie fungieren als Relaisstationen für Zehntausende von simultanen zivilen und diplomatischen Telefonaten, Faxen und e-mails. Es wurden fünf Stationen eingerichtet um diese Satelliten abzuhören. Die Britische Station befindet sich in der Nähe von Morwenstow in Cornwall. Ihre Satellitenschüsseln hören die Intelsats über Europa, Ost-Atlantik und dem Indischen Ozean ab. Eine NSA-Station befindet sich in Sugar Grove, 250 km südwestlich von Washington, DC. Sie ist für die nach Nord- und Südamerika sendenden Intelsats über dem Atlantik zuständig. Eine weitere NSA-Station befindet sich im Yakima Firing Center, 200 km südwestlich von Seattle. Ihre Satellitenschüsseln sind auf die Pazifik-Intelsats und den Fernen Osten ausgerichtet. Einige Pazifik-Satelliten können nicht von der Yakima Station abgehört werden. Für diese Satelliten sind die Geraldton Station in Australien und die Waihopai Station in Neuseeland zuständig. [6]

Karte der Satellitenabhörstationen

Die Morwenstow, Yakima und Sugar Grove Stationen befinden sich in der Nähe "legitimer" Intelsat-Bodenstationen, was das Abhören noch einfacher macht. Zum Teil werden die "legitimen" Empfängerstationen einfach nachgebaut. Die beiden unteren Bilder zeigen die Intelsat-Bodenstation in Etam, England und ihre "Schwesterstation" in Morwenstow. [1]

Intelsat-Bodenstation in Etam Abhörstation in Morwenstow
Intelsat-Bodenstation in Etam Abhörstation in Morwenstow

Nicht Intelsat-Satelliten werden sowohl von o.g. Stationen als auch von Basen in Menwith Hill, England; Shoal Bay, Australien; Leitrim, Kanada; Bad Aibling, Deutschland und Misawa, Japan abgehört. Diese Satelliten werden normalerweise für die regionale Kommunikation eingesetzt. [5]

Ein anderer Teil des Echelon-Netzwerks besteht aus US-Spionagesatelliten, die wie "Elektronische Staubsauger" Radio-, Mikrowellen- und Mobilfunkkommunikation abhören. Sie befinden sich zum Teil in geostationärem Orbit über dem Äquator, wie die Intelsats, zum anderen Teil in Umlaufbahnen, die sie im Zick-Zack-Kurs über die Erdoberfläche führen. Ihre primären Bodenstationen befinden sich in Menwith Hill und in Pine Gap, Australien. Andere Bodenstationen werden in Buckley Field in der Nähe von Denver und in Bad Aibling vermutet.

Zur Zeit benutzte US-Spionagesatelliten[5]
Satellit Anzahl Orbit (Meilen) Hersteller Zweck
Advanced KH-11 3 200 Lockheed Martin 5"-Spionagephotographie
LaCrosse Radar Imaging 2 200-400 Lockheed Martin 3-10 Fuß-Spionagephotographie
Orion/Vortex 3 22.300 TRW Abhören der Telekommunikation
Trumpet 2 200-22.300 Boeing Abhören des Mobilfunks
Parsae 3 600 TRW Abhören des Funkverkehrs über den Ozeanen
Satellite Data Systems 2 200-22.300 Hughes Datenweiterleitung
Defence Support Program 4+ 22.300 TRW/Aerojet Raketenfrühwarnsystem
Defence Meteorological Support Program 2 500 Lockheed Martin Meteorologie, Erkennung von Atomexplosionen

Zu einem Problem für Echelon könnten neuentwickelte Satellitensysteme, wie z.B. Iridium werden. Diese Systeme werden "Satellite personal communications systems" (SPCS) genannt. Sie benutzen eine grosse Anzahl (66 bei Iridium) von Satelliten in niedriger oder mittlerer Umlaufbahn, die Signale untereinander oder an Bodenstationen senden können. Da jeder Satellit nur eine kleine Fläche abdeckt und sich schnell bewegt, können die Signale nur in diesem kleinen Gebiet empfangen werden, das sich überall auf der Erdoberfläche befinden kann.

Radio

Vor der Entwicklung der Satellitenkommunikation wurde ein Großteil der Weltkommunikation über Radio abgewickelt. Auch heute noch spielt vor allem HF (high frequency)-Radio eine grosse Rolle, weil es die Kommunikation mit Schiffen und Flugzeugen auf der ganzen Welt ermöglicht. VHF (very high frequency)- und UHF (ultra high frequency)-Radio wird für die Militärkommunikation innerhalb nationaler Grenzen benutzt.

In das UKUSA-Netzwerk sind mehrere Radioabhörstationen integriert, so z.B. die Tangimoana Base, Neuseeland; Bamaga, Australien und eine gemeinsame NSA/GCHQ-Einrichtung auf dem Diego Garcia-Atoll im Indischen Ozean. Die Radioabhörstationen sind sehr unterschiedlich. Einige sind sehr gross, mit Hunderten von Personal, andere klein -- einige wenige Leute, versteckt in einer Botschaft mit grossen Antennen auf dem Dach; andere (wie die Bamaga Station) sind nicht bemannt und senden ihre Signale automatisch an andere Stationen. Aufgrund der Eigenheiten der Radiowellen können weit vom Ziel entfernte Stationen manchmal Signale empfangen, die nähere Stationen nicht "hören". Eine Besonderheit unter den Radioabhörsystemen stellen die AN/FLR-9-Systeme dar. Diese runden Antennensysteme haben mehr als 400 m im Durchmesser und können jedes HF-Signal aus jedem Winkel auffangen und die Position des Transmitters bestimmen. Stationen dieses Typs wurden in Chicksands, England; San Vito dei Normanni, Italien; Karamursel, Türkei und in Misawa, Japan aufgebaut.

Die AN/FLR9-Abhörstation in Chicksands, England
Die AN/FLR9-Abhörstation in Chicksands, England

Misawa Base, Japan
Misawa Base, Japan

Eine andere Form der Radiowellen, die für die Kommunikation benutzt werden, sind Mikrowellen. Mikrowellenparabolantennen werden an Türmen auf Bergkuppen oder hohen Gebäuden montiert und haben 1-3 m im Durchmesser. Wegen der Erdkrümmung müssen Relaisstationen alle 30-50 km aufgestellt werden.

Zum Abhören der Mikrowellenkommunikation reicht es ein Gebäude innerhalb einer Kette von "legalen" Relaisstationen aufzustellen oder einen Kabel vom offiziellen Netzwerk zu ziehen. Daher ist das weltweite Netz der Mikrowellenabhörstationen nur ungenügend dokumentiert. Zum Abhören der Mikrowellenkommunikation werden auch Satelliten benutzt, die aufgrund der Erdkrümmung direkt in der Transmissionsrichtung positioniert werden.

Städtische Mikrowellen-Relaisstationen
Städtische Mikrowellen-Relaisstationen

Unterseekabel

Unterseekabel spielen heutzutage eine grosse Rolle für internationale Telekommunikationsverbindungen, da sie einen sehr hohen Datendurchsatz bieten. Aufgrund ihrer Umgebung schienen diese Kabel bei ihrer Entwicklung absolute Sicherheit gegen Abhören zu bieten. Es stellte sich aber heraus dass auch diese Sicherheit trügerisch war. 1971 kam das US U-Boot Halibut in das Ochotski-Meer und hörte ein sowjetisches Unterseekabel ab um das technische Prinzip zu prüfen. 1972 kam das U-Boot wieder und montierte eine Abhörvorrichtung mit dem Code-Namen "Ivy Bells" in der Nühe des Kabels. Da das Kabel selbst physikalisch nicht beschädigt wurde, blieb diese Abhöraktion geheim. Sie wurde erst 1982 aufgedeckt, als ein ehemaliger NSA-Mitarbeiter die Information an die UdSSR verkaufte.

"Ivy Bells"-Abhörvorrichtung
Ivy Bells-Abhörvorrichtung

Quellen

[1] Duncan Campbell: Interception Capabilities 2000 (http://www.iptvreports.mcmail.com/ic2kreport.htm) 1999-05-06.

[2] Duncan Campbell: Somebody's listening (http://www.gn.apc.org/duncan/echelon-dc.htm) 1988-08-12.

[3] Nicky Hager: Secret Power, chapter 2 (http://www.fas.org/irp/eprint/sp/sp_c2.htm) 1996.

[4] Duncan Campbell: Inside Echelon (http://www.heise.de/tp/english/inhalt/te/6929/1.html) 2000-07-25.

[5] Patrick S. Poole: Echelon: America's Secret Global Surveillance Network (http://fly.hiwaay.net/~pspoole/echelon.html) 1999/2000.

[6] Nicky Hager, Covert Action Quarterly: Exposing the global surveillance system (http://mediafilter.org/caq/echelon) 1997.

[7] Ralf E. Krüger: Lauschangriff (http://www.expmed.uni-erlangen.de/archiv/echelon1.html) 1998-04-29.

[8] Echelonwatch.org (http://www.echelonwatch.org).

[9] NSA - National Security Agency (USA) (http://www.nsa.gov:8080).

[10] GCHQ - Government Communications Headquarters (UK) (http://www.gchq.gov.uk).

[11] CSE - Communications Security Establishment (Kanada) (http://www.cse.dnd.ca).

[12] DSD - Defence Signals Directorate (Australien) (http://www.dsd.gov.au).

[13] GCSB - Government Communications Security Bureau (Neuseeland) (http://www.gcsb.govt.nz).