Noch im Mai 1978 äußerte sich Diemer sehr optimistisch zu dem von ihm auf
"breitester Front" gespielten und analysierten BDG, "... dessen Durchbruch zum
internationalen Großmeisterschach jederzeit durch einen Meister sozusagen ´gleicher
Wellenlänge´ erfolgen kann und sicher in Bälde wird!"
Nun, man kann wirklich nicht behaupten, daß Meisterspieler in aller Welt das BDG nicht
wahrgenommen hätten. Und so trägt ein Großteil der wesentlichen BDG-Abspiele die
Namen von Großmeistern!
O'Kelly, Euwe und Bogoljubov spielten hin und wieder das BDG, trugen gar mit eigenen Analysen zur
theoretischen Durcharbeitung dieser Eröffnung bei.
Und Tartakower?! Mit seiner Namensleihe ist es etwas kurios zugegangen...
Mitte der siebziger Jahre trugen Diemer und Studier auf der einen sowie Gunderam auf der
anderen Seite über die Zeitschrift ROCHADE einen wortgewaltigen und auch nicht immer sehr
feinen Streit aus zur Bewertung verschiedener BDG-Abspiele. Vollends geriet man sich jedoch in
die Haare zur Nomenklatur eines Abspiels - der Tartakower-Verteidigung.
Der Schachtheoretiker Gerhart Gunderam begehrte in Anerkennung seiner jahrelangen analytischen
Bemühungen um dieses Abspiel die Verankerung seines Namens in der Abspiel-Bezeichnung!
In der Tat kurios - sind doch von Tartakower weder Partien zu diesem Abspiel als Nachziehender
noch Analysen bekannt?!
(Savielly Tartakower)
Emil Josef Diemer selbst begründete die Namensgebung Tartakower-Verteidigung mit der Partie
Tartakower - Ravn (1955), in welcher der
Großmeister als Anziehender mit jener Verteidigung konfrontiert wurde und in einer Glosse
kurz dazu Stellung nahm.
(Jefim Bogoljubov 1932)
(Max Euwe)
In seiner Eigenschaft als Schachreporter im Deutschen Reich, aber auch auf privater Schiene
unterhielt Diemer persönliche, teils sogar freundschaftliche und gar familiäre Kontakte
zu den Großmeistern Bogoljubov, Tartakower, Euwe, Aljechin und Keres - alles
Weltmeisterschaftsanwärter oder gar Weltmeister.
Und offenbar über diese engen Beziehungen wurde auch das zeitgenössische Großmeisterschach
mit BDG-Ideen infiltriert: hier einige BDG-Partien von Bogoljubov,
Tartakower, Euwe
und dem deutschen Großmeister Fritz Sämisch!
Alles "olle Kamellen", nur ein paar Partien von vier, fünf Großmeistern aus der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts... und das war's??
Mitnichten! Zu Beginn der neuen Ära des internationalen Schachs in der Nachkriegszeit, im
Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft 1956 in Amsterdam spielte der sowjetische Großmeister
und spätere Weltmeister Boris Spassky als
Anziehender ein BDG!!
Und seit dieser Zeit bis ins neue Jahrhundert hinein lassen sich BDG-Partien von Internationalen
Meistern und Großmeistern - auch z.Z. aktiven Spielern - nachweisen: der spanische Großmeister
Juan M. Bellon, der jugoslawische Großmeister Dragoljub Velimirovic,
die US-amerikanischen Großmeister Charles Diebert,
Benjamin Finegold, Joel Benjamin
und Gregory Serper, der chinesiche Großmeister Zhang Pengxiang,
der australische Großmeister Ian Rogers,
der englische Großmeister Julian Hodgson
oder die Internationalen Meister Gary Lane (AUS),
Karsten Rasmussen (DEN),
Gyula Meszaros (HUN) und das Phantom
"Birchbeer"...